Die Paraden
aus dem ABC der Pferdeausbildung
Was ist eine halbe Parade? Auf diese Frage kommt recht häufig die etwas vage Antwort, es müsse irgendwie mit dem Zügel eingestellt, gegengehalten oder angenommen werden. Das ist an sich nicht verkehrt, aber es ist nur ein kleiner Teil der richtigen Antwort. Die Parade, sowohl die halbe als auch die ganze, beinhaltet immer das Zusammenspiel aller Hilfen, also der Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen. Diese Hilfen sollten jeweils in einem gewissen Verhältnis zueinander stehen, und zwar sollten in etwa 70% der Einwirkung auf die Gewichtshilfe entfallen, 25% auf die Schenkelhilfe und gerade einmal 5% auf die Zügelhilfe. Das sind natürlich nur grobe Zahlen, dennoch verdeutlichen sie eines sehr eindringlich: Der Sitz des Reiters, seine Mittelpositur, ist maßgeblich. Die Reiterhand hingegen sollte in der Gesamteinwirkung eine sehr untergeordnete Rolle spielen.
Das Reiten einer halben Parade ist gleichbedeutend mit dem Begriff „diagonale Hilfengebung“. Er besagt, dass der Reiter diagonal durch sein Pferd hindurch wirkt: Er treibt sein Pferd unter Belastung des inneren Gesäßknochens mit seinem inneren Schenkel gegen den gegenüberliegenden äußeren Zügel. Auf diese Weise wird die Hinterhand zum Schwerpunkt herangeholt und der Reiter kann sein Pferd vollständig zwischen seinen Hilfen, wie es sehr schön bildlich heißt, einrahmen.
Der innere Zügel dient dabei nicht dazu das Pferd abzufangen oder in seiner Halslänge zu begrenzen. Er kommt nur zum Einsatz, um die Stellung, wenn notwendig, zu erhalten bzw. zu verbessern. Zudem soll er nie stärker als der äußere Zügel einwirken. Eine gute Faustregel lautet: Den äußeren Zügel kann man getrost wie einen Lederriemen benutzen, er verkraftet einen gewissen Zug (in Maßen, versteht sich). Den inneren Zügel sollte man hingegen stets wie einen Seidenfaden anfassen, der unter der Einwirkung nicht zerreißen darf.