Leider nicht selten zu sehen ist dass der Reiter zu stark gegenhält und den Zug des Pferdes an die Hand mit Gegenzug beantwortet, statt mit der Hand weich abzufedern. Ebenso muss der Reiter spüren, wie viel Raum er der Halswirbelsäule geben muss. Ist das Zügelmaß zu kurz kann das Pferd auch bei ansonsten gefühlvoller Zügelverbindung keine Dehnung in der Oberlinie leisten, da eine gestauchte Halswirbelsäule grundsätzlich ein Durchschwingen der Wirbelsäule verhindert.
Generell muss klar sein, dass es nicht Aufgabe der Zügel sein darf, das Pferd nach dem Motto: „Die Rübe muss runter!“ in eine Form zu zwingen. Ebenso wenig sind Zügel die „Bremse“ am Pferd! Die Hauptaufgabe der Zügel ist es, den Hals als besonders flexiblen Teil der Wirbelsäule vor der Schulter des Pferdes gerade zu halten, und nach vorne einen Rahmen, einen Gegenpol zum Schenkel, zu bilden.
Die Faustregel lautet: Der Hals soll einen Viertel-Kreisbogen bilden mit dem Genick an der höchsten Stelle, wobei die Stirnline an der Senkrechten steht. Wird der Hals eingeengt oder das Pferd macht sich aus welchen Gründen auch immer von sich aus eng, entsteht der sogenannte „falsche Knick“.
Bei zu langer Zügelverbindung dagegen wird das Pferd vorlastig und fällt das Pferd auseinander.
Eine gute Anlehnung ist also gewissermaßen ein Indikator für die Aktivität der Hinterhand. Arbeitet das Pferd nicht mehr fleißig genug von hinten nach vorne durch seinen Körper hindurch, verschlechtert sich die Anlehnung durch die ebenfalls schwächer gewordene Rückenaktivität. Wenn nun der Reiter durch mehr Zügeleinsatz versucht die Störung zu beheben, würgt er damit den ohnehin geschwächten Schub von hinten weiter ab, so dass die Bewegungen des Pferdes ausdrucksärmer und flacher werden.