Um die Bedeutung des Takts beim Reiten zu verstehen muss man nicht unbedingt Kammermusik mögen, aber hilfreich ist ein einigermaßen sicheres Taktempfinden allemal.
Takt steht an erster Stelle der Skala der Ausbildung, und zwar aus gutem Grund. Taktmäßiges Gehen bedeutet, dass die Muskeln gleichmäßig an- und abspannen, der ganze Körper arbeitet in rhythmischem Gleichmaß. Wenn Sie gleich irgendwohin gehen, egal wohin, werden Sie sich dabei aller Wahrscheinlichkeit nach in beinahe vollkommener Regelmäßigkeit bewegen. Waren Sie vielleicht schon mal joggen? Spätestens dann dürfte klar werden, was taktmäßige Bewegungen für eklatante Vorzüge haben. Untaktmäßige Bewegungen sind weder beim Menschen noch beim Pferd von der Natur vorgesehen und führen zu Unwohlsein, vorzeitiger Ermüdung und langfristig zu schnellerem Verschleiß. Deswegen ist die taktmäßige Bewegung in allen Grundgangarten die Grundbedingung für alle weiteren zu erreichenden bzw. zu erreitenden Ziele.
Aber Vorsicht: Es gibt nicht den einen Takt, der für alle gilt. Ein kleines Pony z.B. wird aufgrund seiner kürzeren Gliedmaßen wesentlich weniger Raumgriff haben als ein Großpferd und einen spürbar schnelleren Ablauf zeigen. Dennoch sollten auch bei diesem Pony die Bewegungen in sich gleich- und taktmäßig erfolgen.
Zeigt ein Pferd unter dem Reiter untaktmäßige Bewegungen, muss unterschieden werden ob dies dauerhaft oder immer wiederkehrend der Fall ist, dann liegt wahrscheinlich eine Lahmheit infolge einer Verletzung o.ä. vor. Kurzzeitige Taktfehler sind dagegen meist eine Reaktion auf fehlerhafte reiterliche Einwirkung, die das Pferd aus der Balance gebracht hat. Wird der Reiter – oder das Equipment – nicht (mehr) als störend empfunden, wird das Pferd seiner Natur gemäß wieder einen geregelten Ablauf zeigen.